Heilpraktiker: Wie hilfreich sind sie wirklich?

So sinnvoll ist ein Heilpraktiker

Schon die Erwähnung des Wortes „Heilpraktiker“ kann heftige Diskussionen auslösen. Immer wieder entzündet sich ein Streit an der Frage, wie hilfreich Heilpraktiker wirklich sind. Die Debatte ist inzwischen auch in der Politik angekommen: Der Beruf soll auf den Prüfstand gestellt werden.

Was ist ein Heilpraktiker?

Um zu beantworten, ob Heilpraktiker sinnvolle Gesundheitsdienstleistungen erbringen können, lohnt es sich, einen Blick auf die Regeln zur Zulassung zu werfen. Anders als ein Arzt muss ein Heilpraktiker nicht studiert haben.

Damit sich jemand als Heilpraktiker bezeichnen darf, muss die Person beim Gesundheitsamt eine Prüfung ablegen. Damit soll sichergestellt werden, dass ein Heilpraktiker keine „Gefahr für die Volksgesundheit“ darstellt, wie es im Heilpraktikergesetz heißt.

Viele Heilpraktiker besuchen als Vorbereitung auf die Prüfung freiwillig Kurse, in denen sie sich ein medizinisches Grundlagenwissen aneignen. Eine geregelte Ausbildung zum Heilpraktiker existiert jedoch nicht. Ob Sie nun einen Heilpraktiker in München, Berlin oder Hamburg besuchen. in allen Bundesländern gibt es keine einheitlich geregelte Ausbildung zum Heilpraktiker.

Das Medizinstudium, das Ärzte absolvieren müssen, ist sehr umfangreich. Erst nach dem dritten Staatsexamen können Mediziner eine Approbation erhalten. Durch die lange Ausbildung, die auch praktische Elemente umfasst, soll die Qualität bei der Behandlung gesichert werden.

Ist die Wirksamkeit der heilpraktischen Behandlungen bewiesen?

Nicht alle Methoden, mit denen Heilpraktiker arbeiten, sind wissenschaftlich abgesichert. Einige Praktiken können sogar guten Gewissens als wirkungslos bezeichnet werden. Das bedeutet jedoch nicht, dass jede Methode, die ein Heilpraktiker anwendet, zwangsweise sinnlos ist.

Sogenannte Heilpraktikerschulen bieten mitunter Kurse an, die sich mit komplementären Behandlungsmethoden wie Homöopathie, Naturheilkunde, Osteopathie oder Akupunktur beschäftigen. Derartige Methoden sind jedoch nicht vorgeschrieben. Das bedeutet: Nicht alle Heilpraktiker sind Homöopathen. Umgekehrt gibt es approbierte Ärzte, die Homöopathen sind.

Die Frage, ob ein Verfahren erwiesenermaßen wirksam ist, hängt nicht zwangsläufig damit zusammen, ob ein Arzt oder ein Heilpraktiker dieses Verfahren empfiehlt. Heilpraktiker bemühen sich oft um eine ganzheitliche Betrachtung des Menschen. Viele komplementäre Behandlungsmethoden beruhen auf langen Traditionen oder gehören zur Naturheilkunde.

Was hat es mit Heilpraktikern für Psychotherapie auf sich?

Manche Heilpraktiker beschränken sich auf das Gebiet der psychischen Krankheiten und Beschwerden. Sie werden landläufig auch als Heilpraktiker für Psychotherapie bezeichnet und dürfen keine körperlichen Krankheiten behandeln.

Heilpraktiker für Psychotherapie beschäftigen sich mit Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen und Persönlichkeitsstörungen – aber auch mit depressiven Verstimmungen und anderen milden Symptomen.

Heilpraktiker für Psychotherapie sind nicht dasselbe wie approbierte Psychotherapeuten. Um sich in Deutschland als Psychotherapeut bezeichnen zu dürfen, müssen Psychologen oder Ärzte eine zusätzliche mehrjährige Ausbildung in einem Richtlinienverfahren absolvieren. Zu den Richtlinienverfahren gehören in Deutschland:

  • Verhaltenstherapie
  • Psychoanalyse
  • tiefenpsychologisch fundierte Therapie
  • systemische Therapie.

Heilpraktiker für Psychotherapie arbeiten teilweise ebenfalls mit diesen Verfahren. Zudem nutzen einige von ihnen Methoden aus anderen Therapierichtungen, zum Beispiel aus der körperzentrierten Psychotherapie, dem Psychodrama oder der Gesprächstherapie nach Rogers.

Sind Heilpraktiker seriös?

Heilpraktiker können sehr unterschiedliche berufliche Hintergründe aufweisen, doch vorgeschrieben ist neben der bestandenen Prüfung beim Gesundheitsamt lediglich ein Hauptschulabschluss. Heilpraktiker müssen zudem älter als 25 Jahre sein und müssen beim Gesundheitsamt ein polizeiliches Führungszeugnis sowie ein ärztliches Attest vorlegen.

Manche Heilpraktiker arbeiten mit spirituellen Verfahren, die allein eine Frage des Glaubens sind. Andere bedienen sich Methoden, die in anderen Ländern zur Behandlung eingesetzt werden, in Deutschland aber nicht zum Standard gehören. Ein Beispiel dafür ist die Akupunktur, die aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) stammt.

Die Stiftung Warentest beschäftigte sich im Jahr 2008 mit Heilpraktikern. Insgesamt 40 Tester suchten Heilpraktiker auf, die mit Homöopathie oder TCM arbeiten. Die Stiftung Warentest bewertete das Gesamtbild als positiv, wies jedoch auch auf Schwächen hin. Beispielsweise sei es in einigen Fällen vorgekommen, dass ein Heilpraktiker sich nicht an die Grundsätze des eigenen Verfahrens hielt und fragwürdige Methoden verwendete.

Welche Kosten können entstehen?

In der Stichprobe der Stiftung Warentest von 2008 lagen die Honorare für ein Erstgespräch zwischen 20 und 180 Euro. Einige Heilpraktiker führten das erste Gespräch kostenlos durch. Die gesetzlichen Krankenkassen kommen für die Behandlungskosten bei einem Heilpraktiker in der Regel nicht auf. Einige private Versicherungen erstatten das Honorar jedoch. Deshalb kann es sich für Privatversicherte lohnen, ihre Unterlagen zu den Versicherungsleistungen zu prüfen.

Das Gebührenverzeichnis für Heilpraktiker bietet Patienten eine Orientierung, welche Kosten für einzelne Leistungen angemessen sind. Diese Liste ist jedoch nicht verbindlich.

Arzt oder Heilpraktiker – oder beides?

Wie hilfreich Heilpraktiker tatsächlich sind, hängt vom Einzelfall ab. Anders als bei Ärzten können sich Patienten nicht darauf verlassen, dass ein Heilpraktiker nur Verfahren anwendet, die wissenschaftlich überprüft wurden und wirksam sind. Andererseits wenden viele Heilpraktiker traditionelle Verfahren an oder benutzen Behandlungsmethoden, die in anderen Ländern üblich sind, aber in Deutschland nicht von Ärzten oder Psychotherapeuten angewandt werden.

Wenn Sie unter einer ernsten Erkrankung leiden, sollten Sie in jedem Fall einen Arzt aufsuchen. Eine Behandlung bei einem seriösen Heilpraktiker kann eine Ergänzung zur Schulmedizin darstellen. Ein ernstzunehmender Heilpraktiker sollte Sie auch von sich aus darauf hinweisen, wenn zusätzlich ärztlicher Rat erforderlich ist.

Mögliche Qualifikationen

Patienten können sich über die individuelle Qualifikation eines Heilpraktikers im Voraus informieren. Viele Heilpraktiker stellen die entsprechenden Informationen auf ihrer Website zur Verfügung. Ein guter Heilpraktiker sollte auf entsprechende Nachfragen transparent Auskunft geben.

Einige Heilpraktiker haben einige Semester Medizin studiert, das Studium aber nicht abgeschlossen. Andere haben eine Ausbildung in Physiotherapie, Ergotherapie oder in einem anderen Gesundheitsberuf genossen, bevor sie Heilpraktiker wurden.

Derartige formellen Ausbildungen können ein Hinweis darauf sein, dass der Heilpraktiker tatsächlich qualifiziert ist. Auch zertifizierte Ausbildungen an etablierten Instituten können Vertrauen schaffen.

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