Radon – Die unsichtbare Gefahr in den eigenen vier Wänden

Radon ist ein Gas, was radioaktiv ist

Radon ist das einzige natürliche radioaktive Element, das gasförmig ist. Es kann unmerkbar und mit keinem menschlichen Sinn erfassbar in der Umgebungsluft vorkommen. Unter bestimmten Umständen kann sich Radon in der Wohnraumluft derart anreichern, das es zur Gefahr für die menschliche Gesundheit wird bzw. langfristig das Krebsrisiko erhöht. Panik ist deshalb nicht nötig: Überhöhte Radon-Belastung kommt sehr selten vor und kann schnell und einfach gesenkt werden, so dass Sie in Ruhe allen Informationen nachgehen können, die in diesem Artikel zu Radonvorsorgegebieten, Radon-Messung und Präventionsmaßnahmen übermittelt werden:

Was ist Radon, wo kommt es vor, wen geht es an?

Radon ist ein radioaktives Element, das im Periodensystem der chemischen Elemente mit dem Elementsymbol “Rn” und der Ordnungszahl “86” bezeichnet ist. Damit zählt Radon zu den Elementen mit Ordnungszahl 1 – 94, die alle ganz natürlich auf unserem Planeten vorkommen.

Radon ist aber auch ein radioaktives Element, und Radioaktivität ist der menschlichen Gesundheit nur in engen Grenzen zuträglich.

Da Radon Bestandteil des von uns schlicht “Luft” genannten Gasgemischs der Erdatmosphäre ist, aber als geruchloses und farbloses Edelgas weder sichtbar noch sonst irgendwie spürbar ist, hat jeder Mensch schon einmal ein wenig Radon eingeatmet. Genauer gesagt atmen wir dauernd Radon ein, allerdings sehr sehr wenig: Unter den in der Luft herumschwirrenden Atomen und Molekülen ist durchschnittlich jedes Trilliardste ein Radonatom; Radon ist damit der seltenste Bestandteil der Luft.

Radon gelangt aber noch aus weiteren natürlichen Quellen in unser – vielleicht näheres – Umfeld: Im Erdreich und vor allem in Gestein sind häufig Spuren der ebenfalls natürlich vorkommenden radioaktiven Elemente Uran und Thorium zu finden. Wenn Uran und Thorium langsam zerfallen, bildet sich Radon in ihren Zerfallsreihen. Das diffundiert aus dem Boden (der oberen Bodenschicht, das Radon aus tieferen Schichten zerfällt bereits auf dem Weg zur Oberfläche) in Höhlen, Bergwerke und die Luft, ins Grundwasser und in Rohrleitungen, über den Keller in die Wohnung … Dazu kommt das Radon, das aus Blei-, Flussspat-, Uranerz-Bergwerken, deren Halden und Absetzbecken und aus Fabriken und Laboren mit Uran, Radium oder Thorium-Umgang freigesetzt wird.

In den Risikogebieten kann sich Radon in Wohnräumen sammeln und stellt dann möglicherweise eine Gefahr für die Gesundheit dar. Der Radon-Gehalt in der Wohnumgebung ist für alle Menschen wichtig, die mit erhöhten gesundheitlichen Belastungen leben; er ist aber auch für Menschen interessant, die solchen Gesundheitsbelastungen vorbeugen möchten oder einfach sicher sein möchten, dass sie in ihrem Heim gesunde Luft einatmen.

Wie wird Radon gemessen?

Die Wissenschaft hat für unterschiedlichste Anwendungszwecke eine Vielzahl von Geräten zur Messung der Radonbelastung entwickelt, die bei kleinen passiven Radon-Exposimetern beginnen und bei riesigen computergesteuerten Sammelanlagen enden. Für die Anwendung im Haushalt gibt es inzwischen auch eine ganze Reihe unterschiedlicher Messgeräte. Diese werden vor allem nach gemessener Emission (Radongas oder Zerfallsprodukte) und nach aktiver oder passiver Arbeitsweise eingeteilt.

Wenn Sie im eigenen Heim Radon messen möchten, stehen Ihnen also verschiedene Radon-Messgeräte in haushaltsgeeigneten Größen und zu haushaltsverträglichen Kosten zur Verfügung, die jeweils ihre Vor- und Nachteile haben:

Passive Messgeräte (Radon-Detektoren, Dosimeter, Exposimeter) können preiswert hergestellt und verkauft werden und vollführen eine Langzeitmessung der Radon-Konzentration in der Wohnraumluft, mit Mess-Zeiträumen zwischen drei und zwölf Monaten. Sie messen ohne Energieverbrauch und sind deshalb unkritisch überall anwendbar; die Messergebnisse werden nach Ablauf des Mess-Zeitraums im Labor ermittelt.

Aktive Radon-Messgeräte arbeiten mit Pumpen und elektronischen Strahlungsdetektoren und zeigen die Radon-Konzentration im Wohnraum täglich aktuell an. Sie verbrauchen während der Messung dauerhaft Strom, ermöglichen aber eine ständige Kontrolle der Radon-Konzentration in der Raumluft. Heute gibt es auch batteriebetriebene elektronische Messgeräte, die mit einer Batterie bis zu einem Jahr lang die Radonwerte ausgeben.

Über diese grundsätzlichen Unterschiede hinaus weisen die Heim-Messgeräte einen unterschiedlichen Leistungsumfang und eine unterschiedliche Genauigkeit auf. Mit verschiedenen Mess-Geschwindigkeiten und auch oft mit weiteren Funktionen wie eingebaute Sensoren, die Raum-Temperatur, Raumfeuchtigkeit und Luftdruck überwachen und Daten zur CO2- und VOC-Belastung übermitteln. Deshalb lohnt es sich sicher, mehrere Informationsartikel zu Radon-Messgeräten zu lesen, um sich einen Überblick zu verschaffen.

Die Stiftung Warentest hat sch schon 2011 mit der Radon-Messung beschäftigt, das unter www.test.de/Radonbelastung-So-schuetzen-Sie-sich-4260506-0/ erreichbare Special gibt aber nach wie vor eine gute Übersicht über Radonbelastung und Radon-Messung.

Wann muss Radon gemessen werden?

Es gibt in Deutschland diverse Gebiete, in denen ein hoher Uran- und Thoriumgehalt in den Böden zu erhöhten Werten des Zerfallsprodukts Radon führen kann: Granit-Mittelgebirge wie Schwarzwald und Fichtelgebirge, Bayerischer Wald und Erzgebirge; Radon kommt generell in Süddeutschland wesentlich höher konzentriert als in Norddeutschland vor.

Die Gebiete, in denen sich Radon in besonderem Maße konzentriert, werden auf der im Auftrag des Bundesamtes für Strahlenschutz erstellen Radonkarte für Deutschland als Radonvorsorgegebiete ausgewiesen. Auf dieser Seite finden Sie eine Übersichtskarte und Erklärungen; hier geht es zum sehr detaillierten und deshalb auch nicht ganz einfach zu bedienenden Geoportal des Bundesamtes für Strahlenschutz.

In diesen Radonvorsorgegebieten besteht die Gefahr, dass sich Radon in Wohnräumen von schlecht belüfteten Häusern ansammelt. Denn Radon ist ein radioaktives Gas mit einer sehr hohen Dichte, das nach Austritt aus dem Boden über Keller und untere Stockwerke in Gebäude gelangen kann. Da Radon schwerer ist als Luft, kann es sich in unzureichend belüfteten unteren Räumen in physiologisch bedeutsamen Mengen ansammeln (im Freien gibt es diese Gefahr nicht, weil immer eine unmerkliche Luftbewegung gegeben ist, die die Radon-Konzentrationen ausreichend schnell zerstreut).

Darüber hinaus gilt: Radon hat den weitaus größten Anteil an der natürlichen radioaktiven Strahlung, der wir auf der Erdoberfläche ausgesetzt sind. Diese natürliche radioaktive Strahlung (Radon, terrestrische Strahlung, kosmische Strahlung und natürlich in der Nahrung vorkommende radioaktive Bestandteile) belastet den Erdbewohner mit durchschnittlich 2,4 Millisievert pro Jahr.

Diese natürliche Belastung ist erst einmal nicht schlimm, und in der Radonbalneologie wird Radon sogar (mit teils in wissenschaftlichen Studien nachgewiesenen Erfolgen) als Therapie gegen chronisch-entzündliche Erkrankungen wie Asthma, Arthritis und Arthrose, Psoriasis, Neurodermitis und mehr eingesetzt.

Aber bei vielen Menschen kommt ohnehin noch sehr viel mehr radioaktive Belastung dazu: 0,1 Millisievert pro Röntgen-Thorax-Untersuchung, ca. 0,5 Millisievert pro Mammographie, ca. 7 Millisievert für ein diagnostisches Herzkatheter und ca. 15 Millisievert beim CT des Thorax. Zu diesen lebensrettenden Untersuchungen addiert jede Flugstunde rund 4 Mikrosievert, 2 x 12,5 Stunden Langstreckenflug belasten den Körper wie eine Röntgen-Thorax-Untersuchung.

Mehr sollte es dann auch nicht werden, nicht umsonst setzt in Deutschland der gesetzliche Strahlenschutz bei 1 Millisievert pro Jahr (Überwachungsbereich), 6 Millisievert pro Jahr (Kontrollbereich) und 3 Millisievert pro Stunde im Sperrbereich ein … Es lohnt sich deshalb, die Radon-Belastung im persönlichen Umfeld im Blick zu behalten; inklusive aller Quellen, aus denen Radon in belasteten Gebieten (noch) ins Haus eindringen könnte:

  • Durch außergewöhnliche Witterungsereignisse wie Starkregen oder Schnee kann mehr Radon aus dem Boden freigesetzt werden
  • Aber auch Erschütterung durch Bautätigkeiten in Boden oder Straße und der vorbeifahrende, schwer beladene Eisenbahnzug können die Freisetzung begünstigen
  • Ungebrannter Lehm aus Radon-belasteten Abbaugebieten kann Radon sogar in höher gelegene Stockwerke tragen
  • Alte Natursteinböden im Keller oder Erdgeschoss und auch Holzböden ohne Abdichtung lassen Radon fast ungehindert passieren
  • Quellen mit hohem Radonanteil (deutsche Bäder Brambach, Kreuznach, Schlema, Steben) können theoretisch über das Grundwasser in die häuslichen Wasserleitungen gelangen

Wenn Sie den Verdacht haben, einer erhöhten Radon-Belastung ausgesetzt zu sein, ist das aber keinesfalls ein Grund, sofort Ängste zu entwickeln: Es handelt sich um ein Langzeitrisiko, das sich bei ansonsten gesunder Lebensweise nicht in einer Erkrankung ausdrücken muss. Der Grenzwert liegt bei 300 Becquerel; wenn Sie sich 2 Stunden in einer Umgebung mit 10.000 Becquerel aufhalten würden, entspricht das einer Strahlenbelastung von einem Mikrosievert (= einem Tausendstel Millisievert).

Der Schutz vor Radon und Gesundheits-Risiken durch erhöhte Radon-Exposition sind in Deutschland für Gebäude und Arbeitsplätze im Strahlenschutzgesetz und Strahlenschutzverordnung geregelt; eine sehr wirksame Maßnahme gegen eine erhöhte Radon-Belastung ist regelmäßiges, tägliches Lüften der Wohnräume.

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